Coasterrail-Tour: Die Freizeitparks Europas per Zug besuchen; Teil 4
- K1ngda Ka88
- 26. Apr. 2020
- 8 Min. Lesezeit
Coasterrail-Tour Tag 22 - 27
Die Coasterrail-Tour ist eine 4-wöchige Eisenbahn-Achterbahn-Reise durch Europa mit dem Interrail Pass. Diese Reise habe ich im Juni 2019 alleine durchgeführt, war aber trotzdem selten alleine, da ich unterwegs mehrere nette Leute kennengelernt habe. Ich habe beschlossen, diese Tour zu machen, bevor ich mit meiner Lehre als Fachmann ÖV bei der Login Berufsbildung AG (Einsatzfirma: SBB) beginne.
Ich habe diesen Bericht auf 4 Teile aufgeteilt, damit es nicht zu viel aufs Mal zum Lesen wird. Dies ist der letzte der vier Teile.
Tag 22 Kurz nach 5 Uhr morgens fuhr mich der Bekannte an den Bahnhof Chemnitz, sodass ich problemlos meine Regiobahn (RB) um halb sechs in Richtung Dresden erwischte. Es war ein Alstom Coradia Continental der Mitteldeutschen Regiobahn. Ich war positiv überrascht: Die 2er-Sitze haben für einen Regionalzug einen recht ordentlichen Sitzabstand. Selbst ich mit meinen fast 1,90 Metern hatte ausreichend Platz.

In Dresden hatte ich Anschluss auf den EC der České dráhy nach Prag. Dieser Zug führte vor allem Abteilwagen – die Fahrt verlief ruhig und problemlos. In Prag angekommen, hatte ich gut eine Stunde Umsteigezeit, also spazierte ich noch kurz ein wenig in der Stadt herum, bevor es dann auf den EC nach Krakau (mit Kurswagen nach Warschau) ging. Hier hatte ich ebenfalls einen Abteilwagen.
Während der Fahrt machte ich mich auf zum Speisewagen. Doof: Ich befand mich im vordersten und der Speisewagen im hintersten Wagen. Somit musste ich ganze sechs Wagen nach hinten laufen. Den Speisewagen hab ich hauptsächlich deswegen besucht, weil auf Twitter der @Schienenstrang immer von den osteuropäischen Speisewagen schwärmt.
Sonst hätte ich mir wohl am Bahnhof ein Sandwich geholt.
Im Speisewagen hab ich mir ein Schnitzel mit Bratkartoffeln und dazu 'ne Cola bestellt. Alles zusammen war nicht mal 8 Euro! Während dem Warten wurde in der Küche nebenan das Schnitzel frisch zubereitet und geklopft. Da bekommt man gleich noch mehr Lust darauf. Das Schnitzel war recht lecker und ich werde definitiv wieder den Speisewagen der České dráhy besuchen.
Ich habe euch übrigens das Schnitzelklopfgeräusch auf Video eingefangen:

In Bohumín war ein 30-minütiger Halt angesagt, denn hier wurden die Kurswagen abgehängt, bevor sie wieder an einen anderen Stammzug angehängt wurden. Weiter ging es dann in Richtung Warschau.
In Bohumín ist ein Pole in mein Abteil zugestiegen und wir sind irgendwie ins Gespräch gekommen. Er konnte aber weder Englisch noch Deutsch – und ich kein Polnisch. Mit Händen und Füssen ging es dann aber doch. Ich weiss allerdings nicht, ob er mich wirklich ganz verstanden hat, denn er hat sich gewundert, dass ich als Tourist nach Kattowitz und nicht nach Krakau fahre. Schliesslich fahren sonst ja alle Touristen nach Krakau. 😉

Irgendwann war ich dann in Kattowitz. Dort suchte ich zuerst mal einen Bankomaten. Direkt neben dem Bahnhof befindet sich ein Einkaufszentrum, das einige Bankomaten vorweisen kann – leider alle waren von Euronet. Und die Personen, die Euronet kennen, wissen, dass diese relativ schlechte Wechselkurse und Gebühren geben. Also hab ich weiter gesucht.
Auf der anderen Strassenseite wurde ich dann fündig: eine polnische Bank. Nachdem ich ein paar Zloty geholt habe, bin ich in mein Hotel einchecken gegangen. Dieses lag ebenfalls direkt beim Bahnhof. Es war zwar ein altes, aber frisch renoviertes Haus.

Es war nun kurz vor 5 Uhr nachmittags. Ich machte mich auf zur Strassenbahn, die in die Richtung "Legendia" fährt. Für den Anfang bin ich mal nur eine Station gefahren, da es weder an der Tramhaltestelle am Bahnhof noch im Tram einen Ticketautomaten hatte. Bei der nächsten Station stand dafür ein Automat – also nochmals raus, Ticket kaufen und ins nächste Tram rein.
Um kurz nach 5 Uhr betrat ich endlich den Park, der an diesem Samstag bis 24 Uhr geöffnet hatte. Ich war eigentlich nur wegen einer einzigen Achterbahn hier: dem Lech Coaster. Diese Bahn konnte ich aufgrund der nicht vorhandenen Wartezeiten den ganzen Abend bis 24 Uhr durchgehend fahren.

Eine wirklich tolle und gelungene Bahn vom niederländischen Hersteller Vekoma. Der Hersteller ist eigentlich sehr bekannt dafür, dass deren Bahnen einen halb "verprügeln". Nicht aber die "Lech" – sie fuhr wie warme Butter.
Was bei Lech auch noch speziell ist?
Die Bahn gefällt einem nach jeder Fahrt ein bisschen mehr – sogar nach über 50 Fahrten. Ein wahrer Achterbahn-Traum.
Am Abend hab ich mir noch ein T-Shirt von der Bahn geholt und bin dann irgendwann gegen halb Eins wieder zurück ins Hotel und sogleich ab ins Bett.

Tag 23 Den heutigen Tag nutzte ich um mich mal etwas auszuruhen, da ich nun für gut drei Wochen am Stück immer recht früh aufgestanden bin. Bis 12 Uhr am Mittag ausschlafen? Hab ich mir gegönnt. Irgendwann bin ich dann doch mal rüber ins Einkaufszentrum was essen gegangen und habe zu Fuss noch etwas die Stadt erkundet. Im Anschluss gab es noch ein leckeres Eis und irgendwann am früheren Abend bin ich wieder ins Bett. Ein Tag Pause tut schon gut.
Tag 24 Heute war Energylandia angesagt. Obwohl die Ortschaft Zator, in der der Park liegt, einen Bahnhof besitzt, hab ich den Bus aus Kattowitz genommen, da gerade mal zwei Züge pro Tag und Richtung zu ungünstigen Zeiten verkehren. Die Busfahrt verlief recht gut und ich kam pünktlich im Park an. Schon bei der Anfahrt klebte ich an der Scheibe, sobald ich die Achterbahnen gesehen habe.

Ich hab mein 2-Tages-Ticket an der Kasse geholt und habe gewartet bis das Energylandia aufgeht. Schon gut 30 Minuten vor offizieller Öffnung wurde der Eingangsbereich geöffnet. Um Punkt 10 Uhr wurden dann auch die Absperrbänder aufgetrennt und ich rannte die 50m rüber zu Hyperion. Vor dessen Eingang musste man dann aber noch ein Armband mit Strichcode für 5zt kaufen (ca. CHF 1,25).
Das Armband ist für die Schliessfächer bei den Bahnen und funktionert den ganzen Tag lang bei allen Schliessfächern. Sobald das erledigt war, verstaute ich meinen Rucksack und stand gleich für die erste Reihe an. Ich war sehr aufgeregt, da diese Bahn zu einen der besten Europas zählt.
Der Weiteren war Hyperion die
300. Achterbahn, die ich gefahren bin. Ein wahrlich tolles Ereignis!
Nach dem Selbsttest muss ich allerdings erwähnen, dass sie wirklich eine gute Bahn ist, aber niemals die beste Europas. Vor allem die Sitze ganz Aussen ruckelten doch schon ordentlich, obwohl die Bahn zu diesem Zeitpunkt erst ein(!) Jahr alt war.

Ebenfalls schade war, dass die neue Bahn Zadra zum Zeitpunkt meines Besuches noch im Bau war und erst zwei Monate danach öffnete. Geschieht nichts schlimmeres: Dafür hab ich einen Grund, wieder ins Energylandia zu fahren.
Die restlichen Bahnen waren "cool" bis "joa öhm, oke". Die Gestaltung wirkte oft nur wie kurz hingeklatscht, ohne genau zu wissen, was man will. Man merkte, dass die Eigentümer zwar das Geld besitzen, um so viel zu bauen, aber kaum Ahnung davon haben, wie man einen Park schön gestaltet und was zu den einzelnen Attraktionen thematisch passt.

Ebenfalls wirkten viele der Mitarbeitenden unmotiviert und schienen nicht genau zu wissen, wie man eine Achterbahn gut abfertigt. Der Park ist aber im regen Austausch mit anderen europäischen Parks und ich hoffe, dass sich dessen Gesamtbild in den nächsten Jahren verbessert.

Tag 25 Heute war ein zweites Mal Energylandia angesagt – ebenfalls wieder mit einer Busreise.
Da zum Energylandia noch ein Wasserpark dazu gehört, der im Eintrittspreis inkludiert war, habe ich meine Badehose mit eingepackt und verbrachte noch ein bis zwei Stündchen im Wasserpark. Dieser war attraktionsmässig sehr überschaubar, aber Spass und Abkühlung gab es trotzdem. Viel mehr gibt es zum zweiten Tag im Energylandia nicht zu sagen, dafür gibt's jetzt noch drei Bilder:



Tag 26 Der letzte Tag in Polen startete bereits um 4 Uhr morgens:
Ich nahm den EC der PKP von Kattowitz nach Wien.

Mein reservierter Fensterplatz war leider einer dieser tollen „Fensterplätze“, die kein wirkliches Fenster haben. Deswegen habe ich mich kurzerhand eine Reihe nach hinten gesetzt, bis sich dann irgendwo in Tschechien der Zug füllte und mein neuer Sitzplatz von jemand anderem reserviert war. Die Fahrt verlief sonst recht angenehm und ich kam relativ pünktlich gegen 11 Uhr in Wien an.
Dies war mein erster Besuch in Wien und sobald ich aus dem Zug gestiegen war, wurde ich direkt vom grossen und modernen Hauptbahnhof beeindruckt. Nachdem ich den Koffer ins Schliessfach geworfen habe, ging es auch schon in die S-Bahn rüber zum Prater.

Der Prater ist simpel gesagt eine Ganzjahr-Kirmes. Hier bezahlt man jede Attraktion einzeln. Einzelne Attraktionen waren zeitweise etwas voller, aber sonst war er relativ leer. Zudem hatte ich die Hoffnung nicht verloren, ein bekanntes Gesicht wieder zu sehen.
Der von mir gesuchte Herr war früher in der Schweiz beim Fahrgeschäft Chaos Pendel als Techniker mit dabei, hat aber oft auch das Geschäft rekommandiert und für gute Fahrten und Stimmung gesorgt. Das fehlt leider, seit dem er weg ist.
Wir haben mal vernommen, dass er neu im Prater bei der Neuheit namens "King" beschäftigt ist. Und siehe da: Er war tatsächlich da! Es hat mich extrem gefreut, ihn wieder einmal zu sehen.
Die Neuheit „The King“ ist ein gut 60m hoher Propeller mit seitlich drehenden Sitzen und vermittelt ein recht angenehmes Fahrgefühl. Ausserdem stand da auch noch die Black Mamba, die erste Version des Chaos Pendels. Und ich muss sagen: Die fährt sich noch ein Stück heftiger, als ihr Bruder auf der Schweizer Chilbi.

Der Tag war allderdings viel zu heiss, weswegen ich nach dem Mittag mit der U-Bahn in die Innenstadt fuhr und mal schauen ging, ob ich in einem Geschäft noch was finde, was ich brauche. Ich blieb aber erfolglos.
Nach einer zweiten Runde über den Prater fuhr ich mit der S-Bahn schliesslich wieder zum Hauptbahnhof, holte meinen Koffer und nahm den letzten Fernverkehrszug meiner Reise, den ÖBB Nightjet, nach Hause. Ich blieb noch 1-2 Stunden im Abteil wach bis ich mich dann in meine Liege kuschelte.

Tag 27 Der letzte Tag begann schon mitten in der Nacht, als der Lokführer uns mitteilen musste, dass wir in Deutschland sind. Der Grund? Es gab eine Schnellbremsung. Zum Glück bin ich dabei gerade noch rechtzeitig aufgewacht, denn sonst wäre meine Wasserflasche, die auf dem Nachttischchen stand, schön in meinem Gesicht gelandet.
Es ging aber gleich wieder weiter und ich bin abermals eingeschlafen. Etwa 40 Minuten vor planmässiger Ankunft in Sargans klingelte mein Wecker. Übrigens hatte ich ein ganzes 6er-Liegeabteil für mich alleine. Wenn alle sechs Personen drin sind, ist es normalerweise sehr eng und stickig. Ich konnte mich aber die ganze Fahrt über frei ausbreiten, weil niemand hinzukam.
Am frühen Morgen schaute ich aus dem Fenster: Laut Google Maps waren wir noch irgendwo im Vorarlberg; laut Fahrplan-App 20 Minuten verspätet.
Die grösste Verspätung auf der kompletten Reise durch Europa!
Ich bin dann mal gemütlich aufgestanden, hab die Morgentoilette gemacht und habe bald darauf auch schon mein Frühstück vom Steward serviert gekriegt. Es war ein einfaches, aber trotzdem gutes Frühstück. Bald darauf passierten wir auch schon die Grenze. Ich fuhr noch ein Stückchen weiter, bis ich in Sargans den Zug verliess und auf die S4 der SOB umstieg.

Irgendwie ist es schon schön, nach so langer Zeit unterwegs, wieder in seinem gewohnten Umfeld zu sein. Ich fuhr bis Uznach mit der S4, wo ich dann anschliessend in den Voralpenexpress (VAE) umstieg und bis Biberbrugg fuhr.
Dann noch das letzte Stück mit der S13 und ich war wieder Zuhause.

Mein Fazit?
Es waren vier sehr schöne, ereignisreiche und interessante Wochen, die sich definitiv gelohnt haben. Ich habe diverse neue Menschen kennen gelernt, unzählige neue Parks erkundet und bin mit vielen Eisenbahnen aller Geschwindigkeiten in verschiedenen Ländern gefahren.
Für die Faktenbegeisterten unter euch, habe ich auch einige "Facts" herausgesucht:
1. Gesamt war ich rund 10 500km mit dem Zug in diesen 27 Tagen unterwegs.
2. Es waren gesamt 64 einzelne Zugfahrten, ohne Tram und U-Bahnen.
3. Erstaunlich bei der hohen Anzahl Bahnfahrten:
Die grösste Verspätung war – wie vorhin erwähnt – der Nightjet mit +20 Minuten.
Ich werde auch viel gefragt, was solch ein Unterfangen kostet. Ich habe nach der Reise alle Rechnungen und Geldauszüge zusammengezählt und bin auf ca. CHF 3 800 gekommen, was nach aktuellem Kurs ungefähr € 3'580 sind. Dies ist der komplette Reisepreis – inklusive Bahntickets, Reservierungen, Hotelzimmer, Eintrittspreise, Essen und Souvenirs.
Nach den ganzen Reisen war mein Interrail Global Pass und dessen Zusatzblätter recht voll geschrieben. Hier habe ich noch ein Bild vom Pass, inklusive den Monaten davor und danach, in denen ich kleinere Trips unternommen habe.

Würde ich so eine Reise wieder machen? Definitiv, dann aber mit einigen anderen Ländern, als auf dieser Tour. Vor allem eisenbahn-technisch würde es mich sehr reizen, weiter in Richtung Osten zu fahren. Die Tatsache, dass es da weniger Achterbahnen gibt, könnte ich wohl ausnahmsweise verkraften. Soooo, nun wären wir am Ende dieses vierteiligen Blogs meiner Eisenbahn- und Achterbahnreise angelangt. Ich hoffe, dass dir meine Reise durch Europa gefallen hat und wer weiss: Vielleicht hab ich ja deine Reiselust geweckt. 😉 Ich möchte mich hier noch bei allen Lesern und vor allem auch bei der Nadine (Gleisturbine) selbst bedanken, dass ich hier schreiben durfte und sie sich die Mühe und Zeit nahm, meine geschriebenen Texte zu korrigieren. Danke! 😃
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